Freitag, 18. März 1994


Analyse der Gedichte

Wie schon in der Einleitung erklärt, habe ich mich für die Kriegslyrik entschieden, weil ich mich sehr für Politik interessiere und was den Menschen im Krieg und an der Front durch den Kopf geht. Die Analyse des Gedichts und des Autors stehen im Vordergrund.

Das erste Gedicht, „Am Rand“ von Georg Davidsohn, habe ich auf einer Website gefunden. Es war nicht klar erkennbar, ob es ein Ausschnitt eines grösseren Gedichtes ist oder nicht. Doch es ist ein ganzes Gedicht, kurz aber ganz. Dort werden die Wörter „Grabenrand“ und „Grabesrand“ miteinander in Verbindung gebracht und Davidsohn zeigt, wie nah man am Tod/ Grabesrand ist im Grabenrand. "Am Rand" besteht aus einem Schweifreim (a bb cc dd a), vorwiegend aus 4-hebigen Trochäen und endet mit einer männlicher Kadenz. Davidsohn war ein Journalist und SPD-Politiker und hat mehrere Kriege miterlebt, darunter auch den 1. Weltkrieg und die erste Hälfte des 2. Weltkrieges. Er starb 1942.

Beim „Gebet vor der Schlacht“ schreibt Alfred Lichtenstein sehr persönlich. Man begreift, dass er Angst um sein Leben hat. Sich des bevorstehenden Leidens bewusst, beschreibt er was er später nicht mehr tun werden kann, was er vermissen wird. Gott und der Stolz auf sein Vaterland spielen eine wichtige Rolle. Er rechnet damit, dass er bald sterben wird an der Front und betet darum zu Gott, dass er ihn hoffentlich verschonen werde. Alfred Lichtenstein stirbt 1914, an der Westfront in Somme, Frankreich, mit 25 Jahren. Das "Gebet vor der Schlacht"ist ein sich nicht reimendes Gedicht. 4-hebige Jamben und eine männliche Kadenz machen das Gedicht aus.

In Friedrich von Logaus Gedicht „Kriege und Frieden“ wird der Krieg als absurd und sinnlos dargestellt. Er erklärt, dass man für das Krieg geführt hat, was man schon längst besass. Er denkt währenddessen an den Dreissigjährigen Krieg. Dieser Krieg war eine Serie von regionalen Auseinandersetzungen in Europa, die von 1618 bis ins Jahr 1648 andauerte. Bei diesem Gedicht handelt es sich nur um ein Quartett. Es beinhaltet das Reimschema des Paarenreims (aabb), das Metrum besteht vorüberwiegend aus Jamben und es schliesst mit einer männlichen Kadenz ab. 1605 wurde der Schriftsteller und Epigrammist Friedrich von Logau, auch Salomon von Golaw genannt, geboren. Er entstammt einer Adelsfamilie und studierte Jurisprudenz. Mit 28 Jahren übernahm er dann das Familiengut, das gar nicht rentabel war. Ein Jahr vor seinem Tod, 1654, wurde er zum Regierungsrat und Hofmarschall befördert.

Bertolt Brecht feierte 1915 mit „Der belgische Acker“ den Sieg der Wehrmacht gegen das Königreich Belgien und den Briten. Es war eines seiner ersten Gedichte. Das Reimschema ist ein wenig kompliziert, es handelt sich um einen verschränkten Reim und einen umarmenden Reim(abc deed fgh fgh). Die ersten drei Verse sind reimlos. Weiter finden wir das Metrum eines 2-hebigen Anapästs und eine männliche Kadenz. Dieses Gedicht soll den deutschen Stolz fördern. Es beschreibt die dunklen Zeiten, durch welche die Deutschen durchgegangen sind und nun, nach dem Sieg, erwartet sie das Blaue vom Himmel. Ich bewerte dieses Gedicht als leicht verständlich,obwohl es Metaphern beinhaltet. Man könnte ihn für Kriegsverherrlichung kritisieren, doch man kann es ihm nicht übel nehmen. Er tat es für seine Leser. Er war damals 26 Jahre alt und sehr wahrscheinlich dem Patriotismus zugeneigt.

Der "Hassgesang gegen England" weist ein gemischtes Reimschema auf. Paarreime, Kreuzreime und Schweifreime beherrschen das Gedicht. Mehrheitlich verfügt das Gedicht über 4-hebige Jamben und läuft mit einer männlicher Kadenz aus. Es wurde von der Regierung als Propaganda für den Krieg benutzt. Soldaten wurden angespornt, Kindern wurde es in den Schulen eingetrichtert und die Zeitungen haben es dem allgemeinen Volk eingedrillt. Ob Ernst Lissauer überhaupt wollte, dass sein Gedicht das bekannteste Deutschlands wird, steht ausser Frage. Denn als er als junger Mann die Möglichkeit hatte, sich taufen zu lassen, lehnte er diese ab. Er wollte Jude bleiben aber der stolzeste Deutsche sein. Das Wort "Hass" wird über das ganze Gedicht nicht weggelassen. Vielleicht auch einer der Gründe, weshalb "Hassgesang gegen England" so erfolgreich wurde, war, dass die Bevölkerung nicht religiös, sozial und rassisch getrennt wurde, sondern jedem, der es las, ein beflügelndes Zugehörigkeitsgefühl einbrannte. Lissauer verstarb 1937 in Wien.


"Über die Wirkung des "Hassgesangs" schrieb Stefan Zweig ein Vierteljahrhundert später in seinen Memoiren: Das Gedicht fiel wie eine Bombe in ein Munitionsdepot. Nie vielleicht hat ein Gedicht in Deutschland, selbst die 'Wacht am Rhein' nicht, so rasch die Runde gemacht ... Der Kaiser war begeistert und verlieh Lissauer den Roten Adlerorden, man druckte das Gedicht in allen Zeitungen nach, die Lehrer lasen es den Kindern vor, die Offiziere traten vor die Front und rezitierten es den Soldaten ... Unter den siebzig Millionen Deutschen gab es bald keinen einzigen Menschen mehr, der den 'Hassgesang gegen England' nicht von der ersten bis zur letzten Zeile kannte ..." (Quelle:http://www.welt.de/geschichte/article128412986/Sie-haben-alle-nur-einen-Feind-England.html#disqus_thread)



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2 Kommentare:

  1. Ich lege dir ans Herz, die Reihenfolge zeitlich abzustimmen, dass deine Aussagen in den Posts stimmen. Zudem würde ich zu allen Posts einen kleinen Titel zur Übersicht schreiben. Zudem fände ich es schön, wenn die Gedichte direkt bei den dazugehörigen Informationen stehen, damit man gleich schauen kann, was du mit deinen Aussagen zeigen willst.

    Deine Gastaltung finde ich sehr gut und passend.

    Mir gefällt deine unkomplizierte Einstellung zur Themenwahl und Meinungen.

    Ich bin gespannt, was du weiterhin posten wirst.


    Schös Weekend

    Stefan ;-)

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  2. Deine Texte sind kurz und präzise, wie Stefan sagt, verliert man ohne Titel aber schnell die Übersicht.
    Zudem finde ich sehr spannend, dass du viel geschichtliches eingebaut und damit gearbeitet hast.

    Freundliche Grüsse

    Timo Schefer

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