Samstag, 22. Mai 2004

Einleitung und die Gedichte

Immer noch sind die einzigen älteren Dichter, von denen ich schon etwas gehört oder gelesen habe, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und William Shakespeare. Die Schule hat mir diese Personen näher gebracht. Mit Eigeninitiative wäre ich nie dazu gekommen. Eher für die moderneren, die von Michael Schindler, Olexij Kosarev oder Felix Blume geschrieben werden, interessiere ich mich und auch die meisten meiner Generation. Das sind bekannte „Dichter“, die seit einigen Jahren die Kunst des Gedichteschreibens beherrschen und der Jugend näher bringen. Nun sind wir auf eines meiner Hobbys gestossen: Rap. Es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen Rap und der Lyrik und auch gleich so viele Differenzen.
Lyrik ist Rap in alt und nett.


Obwohl dieser Auftrag eine gute Vorbereitung für die Matura im nächsten Jahr ist, halte ich nicht so viel davon, weil man etwas machen muss, obwohl man keine Lust dazu hat. Jedoch ist es erlaubt die Richtung des Gedichts selbst auszuwählen, was einem etwas mehr Freiheit im Ganzen gewährt.
Da ich teilweise auch wegen meiner Herkunft politisch interessiert bin, habe ich keine Sekunde gezögert, mich für das Thema "Krieg" zu entscheiden. Ohne mich vorher besonders stark informiert zu haben, hatte ich schon eine Vermutung, dass es eher um Gedichte vom Deutschen Krieg 1866 weiter über den Deutsch-Französischen Krieg vier Jahre später gegen Napoleon (Deutsche Einigungskriege), bis hin zu den zwei–leider– bekanntesten Kriegen, drehen wird. Die Weltkriege.
Ich darf nur fünf Gedichte aus diesem Themenbereich rausfiltern und die dann, wie es der Auftrag vorsieht, bearbeiten. So viel zum Hinblick auf die kommenden Einträge.
Unten findet Ihr die ausgewählten Gedichte.
In einer Woche beginne ich mit der Analyse der ersten Gedichte.

Viel Spass!



AM RAND 4

Grabenrand durchs ganze Land

Alle Sinne angespannt,
Kauern wir am Grabenrand,
Lauern wir: ob Tod uns wird,
Wenn die wilde Kugel schwirrt.
Grabenrand, Grabesrand,
Ihr seid so nah, so nah verwandt

Grabenrand durchs ganze Land

Georg Davidsohn, 1872-1942


GEBET VOR DER SCHLACHT 3

Inbrünstig singt die Mannschaft, jeder für sich:
Gott, behüte mich vor Unglück,
Vater, Sohn und heiliger Geist,
Dass mich nicht Granaten treffen,
Dass die Luder, unsre Feinde,
Mich nicht fangen, nicht erschießen,
Dass ich nicht wie’n Hund verrecke
Für das teure Vaterland.

Sieh, ich möchte gern noch leben,
Kühe melken, Mädchen stopfen
Und den Schuft, den Sepp, verprügeln,
Mich noch manches Mal besaufen
Bis zu meinem selgen Ende.
Sieh, ich bete gut und gerne
Täglich sieben Rosenkränze,
Wenn du, Gott, in deiner Gnade
Meinen Freund, den Huber oder
Meier, tötest, mich verschonst.

Aber muss ich doch dran glauben,
Lass mich nicht zu schwer verwunden.
Schick mir einen leichten Beinschuss,
Eine kleine Armverletzung,
Dass ich als ein Held zurückkehr,
Der etwas erzählen kann.

Alfred Lichtenstein, 1889-1914


KRIEG UND FRIEDE 2

Die Welt hat Krieg geführt, weit über zwanzig Jahr,
Nunmehr soll Friede sein, soll werden, wie es war;
Sie hat gekriegt um das, o lachenswerte Tat,
Was sie, eh sie gekriegt, zuvor besessen hat.

Friedrich von Logau, 1605-1655


DER BELGISCHE ACKER 1

Und in den Äckern sprosste das Korn.
Fern noch brüllte, brannte und stampfte
Die Schlacht...
Und aus dem Gottesacker der Erde, aus Moder und Tod
Wuchs übers atmende Land
Breit in die Sonne gespannt
Siegreichen Lebenden auf das göttliche Brot...
Und am Tage klingen aus wogenden Ährenmeeren
Widerschallend von der französischen Schlachten Getöse
Auf zum Himmel, sonnendurchbebt
Die ehern schweren
Gesänge von Deutschlands siegender Größe
Die aus Friedhöfen sich Brotäcker gräbt.

Bertolt Brecht ,1915


HASSGESANG GEGEN ENGLAND 1

Was schiert uns Russe und Franzos',
Schuss wider Schuss und Stoss um Stoss,
Wir lieben sie nicht,
Wir hassen sie nicht,
Wir schützen Weichsel und Wasgaupass, -
Wir haben nur einen einzigen Hass,
Wir lieben vereint, wir hassen vereint,
Wir haben nur einen einzigen Feind:
Den ihr alle wisst, den ihr alle wisst,
Er sitzt geduckt hinter der grauen Flut,
Voll Neid, voll Wut, voll Schläue, voll List.
Durch Wasser getrennt, die sind dicker als Blut,
Wir wollen treten in ein Gericht,
Einen Schwur zu schwören, Gesicht in Gesicht,
Einen Schwur von Erz, den verbläst kein Wind,
Einen Schwur für Kind und für Kindeskind,


Vernehmt das Wort, sagt nach das Wort,
Es wälze sich durch ganz Deutschland fort:
Wir wollen nicht lassen von unserem Hass,
Wir haben alle nur einen Hass,
Wir lieben vereint, wir hassen vereint,
Wir haben alle nur einen Feind:
Engeland"

Nimm du die Völker der Erde in Sold,
Baue Wälle aus Barren von Gold,
Bedecke die Meerflut mit Bug bei Bug,
Du rechnest klug, doch nicht klug genug.
Was schiert uns Russe und Franzos'!
Schuss wider Schuss und Stoß um Stoß.
Wir kämpfen den Kampf mit Bronze und Stahl,
Wir schließen Frieden irgendeinmal,
Dich werden wir hassen mit langem Hass,
Wir werden nicht lassen von unserem Hass,

Hass zu Wasser und Hass zu Land,
Hass der Hämmer und Hass der Kronen,
Drosselnder Hass von siebzig Millionen,
Sie lieben vereint, sie hassen vereint,
Sie haben alle nur einen Feind:
Engeland!

Ernst Lissauer, 1882-1937


QUELLEN:

4. http://www.uibk.ac.at/brenner-archiv/editionen/ged_wk1/schuetz_ged.html#Georg_Davidsohn
3. „Die besten deutschen Gedichte“ ausgewählt von Marcel Reich-Ranicki, Insel Verlag
2. http://www.lyrikmond.de/gedichte-thema-11-42.php
1. http://www.lyrikheute.com/2012/05/blogbaustelle-hier-entsteht-ein-post.html